- Originalausgabe, 2009
- Bewertung: 4 von 5 Sternen
András Petru Báthory ist nicht nur ein Graf. Sondern auch und vor allem ein Vampir. Neben Blut will er auch geistreiche Unterhaltung. Und die bekommt er im Wien des 19. Jahrhunderts von gleich zwei ungewöhnlichen Frauen.
Zum einem ist das die ältere Fürstin Therese Kinsky. In einer Ehe mit einem ungeliebten Mann gefangen, der auch durchaus mal zur Faust greift, lenkt sie sich mit diversen Veranstaltungen der Wiener Gesellschaft ab. Zugleich ist vor ihrer spitzen Zunge niemand sicher. Aber eigentlich ist sie sehr unglücklich und einsam.
Die andere Frau ist die Pianistin Karoline Wallberg. Mit einer unehelichen Tochter gilt sie als Außenseiterin. Sie ist nicht nur eine begnadete Pianistin, sondern auch eine Komponistin. Doch nicht sie steht im Mittelpunkt, sondern ihr Bruder, der ihre Kompositionen in der Wiener Gesellschaft vorträgt.
So gibt der Graf in einer Nacht der Fürstin Nachhilfe im Kutschieren, in der der anderen Nacht nimmt er selber Klavierunterricht bei Fräulein Wallberg. Auch ihre Tochter, die siebenjährige Sophie, lernt er kennen.
Ein romantischer Vampirroman ist das Buch eigentlich nicht, auch wenn es die Kulisse durchaus ist. András liebt wohl beide Frauen auf seine Weise – soweit ihm das möglich ist.
Doch das Leben in Wien wird für András plötzlich problematisch. Es werden immer mehr Morde begannen und merkwürdigerweise deuten alle Hinweise auf András. Aber der will sich nicht aus der Stadt verjagen lassen und versucht den Mörder selber zu fangen.
Meistens wird das Buch aus der Sicht von András erzählt, aber in kleineren Teilen auch Sicht der Frauen.
Was mir gut gefallen hat, das waren die Beschreibungen von Therese und Karoline. Die Fürstin eilt von Vergnügen zu Vergnügen – immer höher, schneller, weiter scheint ihr Ziel zu sein. Dabei merkt sie selbst, das ihr Leben eigentlich völlig verpfuscht ist.
Karoline ist ganz sensible Künstlerin. Abhängig vom Vater und Bruder, duckt sie sich unter ihnen und gibt deren Wünschen Befehle nach.
Kopfzerbrechen hat mir dagegen die kleine Sophie gemacht. Auch wenn sie ein schweres Leben hat und von ihrem Großvater als Bastard bezeichnet wird – ich fand sie einfach zu altklug.
Richtig gelungen fand ich die Beschreibungen der Wiener Gesellschaft und der Stadt selbst. Zeitweise hatte ich das Gefühl, selber den kalten Schnee zu spüren, den Walzer zu hören, die Glocken zu hören.
Interessanterweise ist das Buch übrigens ein Vorläufer zu den Peter von Borgo – Krimis (Peter von Borgo = András Petru Báthory), die bereits 2003 und 2005 veröffentlicht wurden. Damals unter dem Pseudonym Rike Speemann. Allerdings spielen die im Hamburg der Gegenwart. Eigentlich haben mich die Bücher nie so richtig interessiert, aber nun werde ich wohl mal in dem ersten Teil hineinsschnuppern.
Außerdem konnte ich dem Nachwort entnehmen, das die Autorin auch noch ein weiteres Buch plant, das noch weiter in die Vergangenheit von András führt. Leider habe ich keine Hinweise gefunden, wann eine Veröffentlichung geplant sein könnte.
Fazit: Eine toller historischer Roman mit Fantasyelementen.